Die Milch macht´s!

Stillen ist ja bekanntlich die beste Ernährung für ein Baby und so ist es nicht verwuderlich, dass man überall über die Vorteile  der Muttermilch, über den Stillvorgang und über das Bonding lesen kann… Oft bekomme ich da den eindruck, dass gute Mütter ihr Kind stillen…

Und so kam es, dass natürlich auch ich stillen wollte… schließlich ist es das Beste für mein Kind und dazu nicht nur ökologisch, sondern dazu auch noch günstiger… dazu hat man sie überall dabei, ist immer wohl temperiert und auch noch in den richtigen Mengen vorhanden… nur Vorteile also…

Schon im Krankenhaus stellte es sich aber schwieriger dar, als gedacht, denn der kleine Wurm konnte die Brustwarze nicht fassen und schrie immer verzweifelter die Brust an, die schon in seinem Munde war. Wenn er sie denn dann mal zu fassen kam, kam natürlich nicht direkt Milch, was ihn noch mehr frustrierte und dann wieder zu heftigen Schreiattacken führte… Wir wurden fachmänsisch angeleitet, mit Stillhütchen und anderem Schnick und Schnack – aber es blieb dabei!

Anstatt eines „schönen Erlebnis zwischen Mutter&Kind“ war es für mich ein Horror. Ich war genau so frustriert wie mein Kind, und kam die Stillzeit kam die Angst… so wollte ich immer mehr diese Situation vermeiden… klappte es wider erwartend dann doch mal, so war ich angespannt und erschöpft… es war ein Kampf auf beiden Seiten…

Dazu kam, dass ich zu wenig Milch hatte und der Milcheinschuss erst nach einer Woche kam… Ich bekam eine Pumpe, damit ich wenigstens Milch abpumpen konnte, um mein Kind zu ernähren…

Seitdem pumpte ich drei stündlich ab – tagsüber und auch nachts! Ich kam mir vor, wie eine Versagerin, weil ich es nicht schaffte, mein Kind zu stillen…wollte ihn aber auch eigentlich gar nicht mehr anlegen, weil es mich so verletzte, was mir wiederum Schuldgefühle bereitete… Eine Abwärtsspirale… Es sah dann so aus: Abpumpen beider Brüste (nacheinander, damit man wenigstens was trinken kann/Buch lesen) = 40 Minuten
Baby füttern (ein Mümmler) = 40 Minuten
Ergo mindestens 80 Minuten, die alleine nur für´s Füttern drauf gehen… dazu kommen dann noch wickeln und in den Schlaf geleiten…
Ich kam kaum zur Ruhe… war nur erschöpft, konnte aber dann kaum schlafen tagsüber… Zwischendurch probierte ich es immer wieder, ihn an zu legen, was immer gleich endete…

Ich konnte nirgendswo hin fahren (mit den Öffis), weil ich über eine Stunde nur fürt die Wege brauche und dann auch noch in der Stadt umher gehen mag (ohne Stress) – und es dann wieder „Pumpzeit“ war.

Letzte Woche dann DER Durchbruch – es gelang mir (mit Stillhütchen)ihn an zu legen… allerdings musst ich zuvor ein wenig anpumpen, damit er sofort ein Erfolgserlebnis hatte, und nacher abpumpen, weil er nicht so viel Kraft hatte, die Brüste leer zu trinken… er schlief dabei ein, und musste immer wieder geweckt werden – und ich musste nachher abpumpen und ihm die restliche Milch geben, weil er noch Hunger hatte…

vorpumpen = 10 Min Trinken lassen = 60 Min
Abpumpen = 15 Minuten
Füttern = 15-20 Minuten
Macht zusammen mehr als zuvor.

Ich war sooo verzweifelt, dass ich weinend zusammenbrach… Es klappte zwar jetzt mit dem anlegen, aber mein Leben würde nur noch aus Füttern bestehen… besonders in den Nächten (die sowieso schon schlafarm waren) graute mir davor (warum es mir generell so schlecht ging, erfahrt ihr in einem separatem Post).

„Es reicht!“

Wäre ich eine schlechtere Mutter, wenn ich mein Kind nicht mehr stillen würde? Würde ich mein Kind weniger lieben? Würde unsere Beziehung zueinander darunter leiden? Würde er „schlechter gedeihen“? Und wie sieht es aus mit Allergien, Unverträglichkeiten, Gabe der „bösen“ unveganen Milch? Ich für mich entschied mich, dass ich eine bessere Mutter für mein Kind sein würde, wenn es mir gut ginge. Dann könnte ich ihn mit Liebe und Zuneigung überschütten, hätte genügend Energie und Geduld, jede Stimmungslage auszubalancieren… Ich wäre definitiv eine bessere Mutter für mein Kind, als wenn ich ihn weiter stillen würde…

Seitdem stille ich ab und mein Kind bekommt böse Flaschen-Nahrung.  Ich habe mehr Zeit für mich, und kann mich besser entspannen – habe also viel mehr Energie, mich um das kleine Wölflein zu kümmern.
Gute Mütter kommen in den Himmel = Böse in die Badewanne 😉