Surfst du noch oder lebst du schon?

Ihr erinnert euch sicherlich an an meine Fastenzeit vor Ostern, wo ich „Zeit“ sparen wollte. Heute möchte ich mich dem Thema noch einmal widmen, weil ich für mich merke, dass dieses Thema immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Mindestens einmal die Woche fahre ich eine weitere Strecke mit den ÖVD und kann beobachten, wie die Menschen jeglicher Altersgruppe mit Kopfhörern da sitzen, in der Hand ihr Handy und völlig vertieft sind, in dem, was sich da auf dem Bildschirm ab spielt. Ich kann dieses Bild beobachten, wenn ich mit dem Zwerg spazieren gehe, und anderen Elternteilen begegne, auf dem Spielplatz, wo die Mütter mit Handy auf den Bänken sitzen (wenn ich dort überhaupt jemanden treffe, was ziemlich selten ist, wohlgemerkt) und auch in Capes.
Unsere Kleinsten buhlen um Aufmerksamkeit, weil ihre Eltern es für wichtiger erachten, sich via Socialmedias mit anderen aus zu tauschen – zu kommunizieren, und verlieren dadurch völlig unseren Halt in der Welt.

Lebst du noch, oder surfst du schon?

Mit immer größer werdendem Erschrecken, nehme ich wahr, wie sehr mein Sohn sich für mein Handy interessiert, und ich mich mit der Frage auseinander setzten muss, wie ich ihm einen angemessenem Umgang mit diesen Medien beibringen kann, damit er später das Leben außerhalb des Bildschirms auch leben kann. Wie kann ich ihn stärken, damit er nicht schon in der dritten klasse auch ein Handy will? Ich möchte, dass er die Schönheit der kleinen Dinge erkennt, und zu schätzen weiß – sie nicht direkt via Handy mit anderen „Freunden“ teilen will – ich möchte nicht, dass er sich mit dem Zombievirus ansteckt, den unsere Menschheit befallen hat.

Die Zombieapokalypse hat uns schon erfasst.

Während der letzten Fastenzeit habe ich meinen Internetkonsum via PC stark eingeschränkt und somit einiges an Zeit und neuer Lebensqualität zurück gewonnen. Nun möchte ich mich an meinen kleinen, tragbaren Bildschirm wagen, und die Zeit mit diesem Gerät einschränken. Und ich würde mich sehr freuen, wenn du mit machst. Dabei ist es nicht wichtig, in welchem Ausmaß du deinen eigenen Konsum einschränken willst, sondern, dass du achtsamer wirst, im Umgang mit diesen Medien, und vielleicht die Welt da draußen, für dich neu entdeckst!
Meine Fastenzeit geht bis Mittsommer (21.Juni) – dem längsten Tag des Jahres. Es sind also gut 6 Wochen – machbar, finde ich:

Was ich gerne in dieser Zeit verändern/beachten möchte:

* Nur noch 3x täglich auf das Gerät schauen, um auf Nachrichten zu antworten
* Handy wird nicht am Esstisch, bei Mahlzeiten/Spaziergängen und Co verwendet
* Als Mediengerät nur verwenden, wenn der Zwerg schläft/spielt
* Spiele und „Zeitverschwender“ vom Handy löschen
* Bei der Verwendung des Internets auf die Zeit achten, und nicht länger als notwendig benutzen

Ich denke, dass ich diese Spielregeln für mich einhalten kann, und werde für dich wieder zwischendurch berichten, wie es mir „mit ohne“ so ergeht. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mit machen würdest, denn ich würde mich über eine Welt freuen, in der wir wieder wirklich kommunizieren, und nicht nur via Internet (wobei ich natürlich sehr dankbar für dieses Medium bin, denn es ermöglicht mir, mit dir in Kontakt zu treten – ich möchte es auch nicht als „böse“ abstempeln, sondern plädiere hier für einen achtsamen Umgang!)
Wenn du noch unsicher bist, und noch einen kleinen Anstupser brauchst, dann schau dir doch das hier mal an – ich finde dieses Video sehr gelungen!

http://www.youtube.com/watch?v=Z7dLU6fk9QY

12 Kommentare zu „Surfst du noch oder lebst du schon?

  1. Juhu, endlich erlaubt mir die Kommentarfunktion auch einmal, einen Kommentar zu hinterlassen 🙂
    Wie immer finde ich deinen Beitrag schön und inspirierend. Mir fiel dazu ein Bilderbuch meiner Tochter ein…“Die Uhr meiner Großmutter“, aus dem anthroposophischen Verlag „Freies Geistesleben“. Auch ein inspirierendes
    Buch zum Umgang mit und dem Wert der Zeit.
    PS: Was ist eigentlich aus dem Weg-damit/

    1. Haha, gut das du das Ansprichst, ich habe gerade an einem Artikel zu dem Thema gearbeitet ^^ Diese Aktion ist irgendwie bei mir im sande verlaufen, und dewegen bin ich grad dabei, einen Pst dazu verfassen, bzw. ein neues Projekt zu organisieren. Wobei ich da eher mich organisieren will, denn ein Zimmer pro Woche, ohne weitere Organisation, war irgendwie nicht mein Ding. Ich konkretisiere das also gerade für mich – so dass ich nicht an einem Tag alles machen muss, sonder Häppchenweise. Kommenden Montag/Sonntag stelle ich ihn dann online.

      Danke für den Buchtipp, hab es mir ghrad angesehen – das schaut sehr schön aus, und wurde direkt auf meinem Wunschzettel vermerkt 🙂
      Ana

  2. -Projekt geworden, bei dem du Freiraum/ Ordnung schaffen wolltest? Dein schönet Rabe fühlt sich bei mir übrigens sehr wohl und ich bin froh, ihn in dieser turbolenten Phase an meiner Seite zu haben 🙂
    Eine herzliche Umarmung von
    Carina

  3. Klasse Idee! Ich bin handylos, nicht aus Überzeugung sondern weil ich es immer verlege und Internetzugang hat es auch nicht. Es geht auch so- das ist das spannende. Mein Mann hat ein Smartphone als Geschenk abgelehnt weil er meinte es würde sein schnelles Leben noch schneller machen…..Viel Spaß beidem Projekt!LGXeniana

  4. Hallo Wölfin, da könnte ich gut machen, dennn
    – ich habe keine Spiele auf meinem Handy
    – ich habe mir einen Wecker gekauft, weil ich das Handy nicht mehr
    als Wecker fürs Kind (4) nutzen möchte
    – ich es nur für Nachrichten nutzen, wenn ich mit meinen berufs-
    und meinen Schulkindern Termin usw. abspreche

    Mein Ziel ist jetzt noch, mir eine Armbanduhr zu kaufen, dann brauche
    ich das Handy auch nicht mehr um die Zeit abzulesen.
    Wenn die Kleine nicht im KiGa ist, sondern zu Hause oder um MIethaus
    draumherum, liegt das Ding im Schrank und niemand kann mich schnell
    erreichen.

    Also ich mache mit und schaue ob es nicht einen Tag gibt, an dem ich
    es nicht mehr brauche.
    Aber ist Dir schon mal aufgefallen,d ass es immer weniger Telefonzellen
    gibt. Also die Motte auf den Kopf gefallen war, hatte ich kein Handy dabei
    und musste echt überlegen, wie ich es nach Hause komme, weil ich
    keinen anrufen konnte um uns abzuholen.

    Liebe Grüße
    die Sammlerin

    P.S Noch schlimmer wie Mütter mit Kind und Handy aufm Spielplatz, finde ich
    folgendes Bild : Mutter in der einen Hand Zigarette, am Ohr das Handy und
    das Kind liegt im Kinderwagen. Mein persönliches Geht-Gar-Nicht-Bild.

  5. Das Video habe ich gestern gefunden, und es ist erschreckend wahr… Ich habe als Kind die meiste Zeit noch draußen verbracht, ein Handy hatte ich erst irgendwann nach 18, vermutlich mit 22 oder so, kann mich nicht mehr erinnern.
    Sms und Nachrichten schreibe ich sowieso arg wenig, und auf Spaziergängen gucke ich nie drauf. Nur wenn mich jemand anruft, was nicht vorkommt. Im Internet surfe ich während meiner Pause an der Arbeit ganz gerne, und sonst nutze ich das Internet meist nur zum Bloggen und um mit einigen wenigen Freunden zu schreiben, die in anderen Ländern wohnen. Aber ich denke ich werde nun auch vermehrt darauf achten, ob ich nicht doch das Handy zu oft in die Hand nehme.
    Mich ärgert es besonders wenn das Gegenüber anfängt am Handy herumzutippen oder zu lesen, wenn wir uns unterhalten. Einige wissen sich da echt nicht zurückzuhalten, und ich finde es mehr als nur unhöflich…..
    Ach ja, Spiele habe ich zwar auf dem Handy, aber ich spiele so gut wie nie. Kann mich gar nicht an das letzte Mal erinnern….

    Eine gute Idee damit achtsam zu sein!

    Alles Liebe,
    Kivi
    von
    http://kivi.dreamwidth.org/

  6. Mir wollen Tanzkollegen auch ständig ein Smartphone anschnacken. Wär praktischer, wegen WhatsApp und Co. Ich mach da aber nicht mit! Eher greife ich auch die Kommunikation via Rauchzeichen zurück! Oder auf Morse Code.

  7. Hmm, da kann ich leider nicht mitmachen – mein Handy (Dumbphone 😉 ) liegt bereits so schon unbeachtet irgendwo herum und wird eigentlich nur morgens als Wecker in die Hand genommen und Abends, um zu schauen ob irgendwer angerufen hat.
    Ich seh auch net ein, warum ich ein Smartphone bräuchte – sicher, in manchen Fällen praktisch. Im Endeffekt hats aber auch ohne bislang immer super geklappt und ich hab keine Lust auf „immer noch mehr“ und für jeden Unsinn irgendwelche „Apps“. Mein Freund hat inzwischen aber eins, und kaum war das da, hockte er nur noch dran. Zum Kotzen, früher hat man sich bei Wartezeiten unterhalten, jetzt steh ich da allein blöd rum und guck in die Luft bis unser Döner fertig ist, weil der Herr irgendwas unbedingt jetzt googeln muss. Und keinen Film kann man in Ruhe zusammen gucken, weil alle paar Minuten das Smartphone schreit, weil jemand in der Whats App Gruppe noch sein „lol“ zu irgendwas mitteilen musste und da natürlich jedes mal nachgeschaut und was ähnlich sinnvolles zurückgeschrieben werden muss.

    Ich weiß nicht… früher, also so vor 15 Jahren oder so, hatte ich deutlich mehr technische Sachen als andere, hab mich dafür begeistert, hab mir einen eigenen PC zusammengebaut und Sachen programmiert. Hatte eine der ersten privaten Homepages. Da hatte das alles für mich praktischen Sinn oder war zumindest ne qualitativ wertvolle Freizeitgestaltung. Heute gibt es unglaublich viel elektronischen Krams, und ich will das alles gar nicht mehr. Meine Bedürfnisse sind schon längst gestillt und ich seh einfach keinen Sinn in z.B. einem Tablet oder Apps für jeden Mist, stattdessen bin ich erschüttert, wie viel Zeit (und teilweise Geld) Leute in billig programmierte Wischspielchen stecken und wie viel Elektronik heute als ganz normal angesehen wird (auf der anderen Seite quäken sie alle mit Umwelt, wollen aber trotzdem jedes Jahr das neueste Smartphone…).

    1. Liebe WildeWölfin,

      da sprichst du echt ein sensibles Thema an. Ich komme mir manchmal so altmodisch vor, dass ich kein Smartphone habe und es super unhöflich finde, wenn Leute v.a. beim Essen statt miteinander zu reden auf dem Ding rumtippen. Da frage ich mich wirklich: wie wird das, wenn die mal Kinder haben? Den Kleinen kann man es doch nicht verdenken, dass sie auch sowas wollen und es genauso benutzen wie die Großen. Besonders schön ist auch, wenn Leute plötzlich an den unmöglichsten Stellen wie Mitten im Eingang von Supermarkt einfach stehen bleiben, um auf ihr Smartphone zu schauen. Und ja, manche laufen jetzt schon rum wie ferngesteuerte Zombies 😉

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