Es liegt da in meinen Armen und schreit – und ich ertrage es einfach nicht mehr. Meine Gedanken kreisen – ich will nur noch, dass es auf hört. Das alles aufhört – dieser Alptraum.
Heultagen, sagten sie… geht wieder vorbei… doch es ging nicht vorbei… die Diagnose kam mir vor, wie ein Urteil, das über mich gefällt wurde: postpartale Depression, wie ein Drama in mehreren Akten.
Schatten
Heute, 2 1/2 Jahre später, kann ich endlich darüber sprechen… diese Wunden sind immer noch so tief, die diese Erkrankung in meine Seele riss, dass es mich immer noch schmerzt – und es so vieles gibt, was ich mir selber nicht verzeihen kann.
Erst Samstag Abend gab es hier wiedermal ein großes Einschlaf-Drama… und es ist immer noch ein sehr sensibles Thema, bei mir, dass immer mal wieder gerne alte Gedanken und Gefühle hoch bringt, über die ich schreiben will.
Viele Mütter zweifeln an sich, haben Sorge keine guten Mütter zu sein. Für mich sind diese Zweifel viel realer – näher. Ich mache mir häufig Sorgen darüber, inwieweit sich meine Erkrankung auf ihn und sein Leben auswirken wird. Wie war unsere Mutter-Kind-bezieheung? Sie war nie so innig – es war etwas, um das ich kämpfen musste – was ich hart erarbeitet habe – und sie fühlt sich an manchen Tagen immer noch so verdammt zart an.
Ich kann es nur schwer ertragen, Mütter mit ihren Babys zu beobachten, die glücklich miteinander interagieren. Das bricht mir einfach das Herz, weil ich es mir auch so sehr für uns gewünscht hätte, und weil es nicht so war.
Ich ertrage es kaum, ein Baby auf dem Arm zu halten, weil all der Schmerz wieder hoch kommt. Die Trauer über das, was wir nicht hatten… und die Sorge darüber, dass es ihm geschadet hat, oder ihn für sein Leben negativ geprägt hat.
Es ist schwierig, mir selber und dem Universum zu vergeben, ich hadere immer wieder damit. Ich habe immer wieder Schuldgefühle, Ängste und Sorgen.
Licht
Ich bin durch die Hölle gegangen – nur für die Liebe! Und ich bin stolz darauf! Denn ich habe gekämpft – wie eine Löwin, um jeden einzelnen Tag, für mein Kind und für mich!
Ich habe mir all die Dinge hart erkämpft und für mich sind sie nicht selbstverständlich – ich bin dankbar, für diese vielen Kleinigkeiten. Für eine Berührung, Nähe, harmonische Momente, Zweisamkeit. Das alles sind kleine Wunder, die mein Leben wunderbar machen. Glück ist plötzlich an vielen Tagen viel einfacher.
Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, auch mir selber eine gute Mutter zu sein, und dass ich mich häufig vergessen habe. Ich habe gelernt, meine eigenen grenzen zu akzeptieren und um Hilfe zu bitten, und ich habe gelernt, auf mich und meinen Körper zu hören.
Neben echtem LEID habe ich aber auch wahre und echte LIEBE kennen gelernt… und diese Liebe „erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Korinther 13)
Wenn du auch Betroffene bist, oder Fragen hast, kannst du dich gerne auch via Mail bei mir melden.
Solltest du den Verdacht haben, eine Wochenbettdepression zu haben, so kann ich dir diesen Selbst-Test von Schatten&Licht nur ans Herz legen. Ich habe ihn damals, mitten in der Nacht, auch gemacht.
Bitte versuche nicht diese Erkrankung mit dir selber aus zu machen. Hole dir professionelle Hilfe!
Hier ist eine Liste für Mutter-Kind-Kliniken in denen du gemeinsam mit deinem Kind Hilfe findest
und hier ist noch eine Liste mit niedergelassenen Fachleuten
(beides zusammengestellt durch Schatten&Licht e.v.)
Ich bin gerne bereit mehr zu diesem Thema zu schreiben, auf bestimmte Dinge ein zu gehen oder Fragen zu beantworten. Wenn gewünscht, schreibe ich dazu auch einen Gastbeitrag oder ähnliches. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, weil es einfach immer noch so stark taburisiert wird und ich weiß, wie viel Schuld auf dem Herzen der Mutter liegt.
Ich möchte dir zeigen, dass es etwas ist, aus dem man gestärkt hervor gehen kann – ich möchte dir Hoffnung geben, wo keine Hoffnung zu sein scheint, dir die hand geben, wo du dich alleine fühlst! Ich möchte mir dir gehen, weil ich mich dort aus kenne.
Let me guide you ❤